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Was alles nicht ins Geschäft käme

Wäre meine Ernte für die Tonne?

Das ist meine Ernte von heute. Unser Garten hat ca. 100m2 Grünfläche, auf der wir anbauen. Nicht viel, aber deshalb freue ich mich besonders, da weder Pestizide, noch Fungizide, nur Regenwasser und Kompost zum Einsatz kamen. Die Ernte haben die Nacktschnecken erschwert und die Spinnmilben, die wir aus einer Kombination aus Neemöl, effektiven Mikroorganismen und Chili im Zaum halten konnten.
Das Schöne war, dass immer etwas blühte, es summte und brummte, ich hatte wenig Arbeit und trotzdem haben wir 1a Gemüse. Es trägt zwar kein Biosiegel, wurde aber ähnlich angebaut und es schmeckt prima.
Trotzallem würde sich ein Bauer nicht über meine Ernte freuen. Das meiste wäre nicht verkaufbar.
Schaut sie Euch genauer an!
Die Zuchini sind zu groß und entsprechen nicht der Norm. Die Gurke hat die Nacktschnecke angefressen.
Der Mangold und der Liebstöckel sind durchlöchert.


Die Nektarinen haben einen Hagelschaden und außerdem waren Wespen am Werk.


Die Auberginen sind zu klein. Klar, sie sind als Naschgemüse für den Balkon oder Topf konzipiert. Das ist gar nicht unpraktisch. Dann kann man auch mal eine kleine Menge in die Suppe als Einlage hineingeben, ohne eine ganze Frucht anzuschneiden und dann einfrieren oder schnell weiterverarbeiten zu müssen.
Die Weintrauben sind nicht zur gleichen Zeit reif. Sind die ersten schon voll reif, sind manche noch grün. Wartet man länger, trocknen die ersten aus oder gammeln bis die letzten grünen auch reif sind. Außerdem sind die Trauben deutlich kleiner als die Norm. Geschmacklich ist diese Sorte aber süß, aromatisch, kernlos und hat eine knackige Schale - und wächst an den Alpen.


Meine zweite Sorte Weintrauben dagegen hat braune Stellen.


Die Himbeeren, die dieses Jahr den besten Ertrag brachten, waren die gelben. Allerdings sind sie eigentlich nicht im Handel zu finden. Keine Ahnung, warum. Vielleicht will der Verbraucher lieber rote Himbeeren? DieBirnen und Äpfel haben kleine braune Stellen in der Schale.
Der Ufo-Kürbis ist deformiert. Der Linke sollte so aus sehen, wie der ganz rechts.

Mich stört es aber nicht. Ich freue mich viel mehr über den Lohn für meine Mühen. Die Birnen und Äpfel sind eh keine Lagersorte, so macht eine kleine Schadstelle nichts aus - kann man ja rausschneiden. Die Kürbisse schmecken trotz anderer Form lecker. Die Löcher kann ich bei den Nektarinen auch etwas ausschneiden. Der Manggold mit seinen Löchern wird eh kleingeschnitten und blanchiert. Da sieht niemand, dass er Löcher hatte. Die Zucchini schmecken auch in groß und falscher Form. Die großen Zucchini mag ich zum Füllen sehr gerne, als Kuchen oder als "Sandwich". Große und ausgereifte Zucchini lassen sich auch länger lagern. "Jungen" Zucchini, also den kleinen mit weicher Schale, sagt man eine Haltbarkeit von ca. zwei Wochen im Kühlschrank nach. Eine ausgereifte kann dagegen bei Temperaturen zwischen 12 und 16 Grad angeblich bis zu einem halben Jahr gelagert werden. Im Endeffekt wie ein Kürbis. Zucchini heißt ja übersetzt auch "kleiner Kürbis" und gehört auch zur Familie der Kürbisgewächse. Ob sie tatsächlich so lange hält, habe ich nicht ausprobiert, weil sie in der Zwischenzeit aufgegessen war. Aber sie hält zumindest einige Wochen, das kann ich sagen.
Aber hätte man so schadhaftes Gemüse gekauft? Hand aufs Herz!
Die meisten Obst- und Gemüsesorten mit diesen Makeln würden es nicht in den Handel schaffen. Der Großhändler nimmt sie nicht ab. Auch Geschäfte sind darauf aus, "schönes" Obst und Gemüse anzubieten. Da geht es auch um ihren Ruf. Kunden wollen gerne schönes Gemüse haben, das lecker präsentiert ist.
Ist also wirklich nur dem Handel der Vorwurf zu machen oder nicht doch dem Verbraucher?
Der Verbraucher steuert ja auch das Angebot mit seiner Kaufkraft. Aber ich wette, die meisten würden solche Sachen liegen lassen. Dabei ist es klar, wenn man versucht auf Pestizide, Fungizide oder andere den Kreislauf störende Maßnahmen zu verzichten, dass auch solche Waren herauskommen.
Es landet viel in der Tonne.
Ich könnte mir selber gut vorstellen, dass ich diese unperfekten Weintrauben im Geschäft hätte liegen lassen...ehrlich gesagt.
Nachdem ich sie selber produziert habe, wären sie mir zu viel wert, um sie wegzuwerfen.
Wie muss es da den Bauern gehen, die wie kürzlich haufenweise Kohlrabi wegwerfen mussten, weil die Blätter durchlöchert waren? Vom finanziellen Desaster nicht zu sprechen. Der Knolle fehlte nichts. Die Blätter sahen nicht makellos aus und so wurde das Gemüse nicht abgekauft, obwohl die Blätter weiterhin essbar wären. Ohnehin wette ich, essen die meisten die Kohlrabiblätter gar nicht mit.
Das sind heute nur ein paar Gedanken zu Lebensmitteln und zur Verschwendung.
Vielleicht sollten wir alle wieder mehr anbauen, um den Wert unserer Lebensmittel zu schätzen.

Was sind Eure Gedanken dazu?

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Kommentare zu dieser Seite:
Kommentar von dorothea, 19.09.2019 um 15:34 (UTC):
eure ernte sieht toll aus! ich übe mich gerade ein wenig im grün werden vor neid. ich selbst habe nur einen mikro-reihenhausgarten von schätzungsweise vierzig quadratmetern günfläche plus terrasse und kleinem balkon, vor dem haus hat der eigentümer einen garten des grauens aus roten pflastersteinen angelegt. mein gemüse wächst, da der naturteil bei unserem garten schon so weit bepflanzt war in töpfen auf der terrasse und als Kartoffelfeld in Töpfen im eben erwähnten Garten des Grauens. außerdem stehen eine zucchini (die zwar eher einen mageren ertrag gebracht hat, dafür aber wunderschön geblüht hat) und eine gurke (die sich die zucchini als vorbild genommen hat) in je einem topf auf dem balkon. Der ertrag des gartens ist insgesamt ist eher gering. ich kann aber deine Freude am ernten nachvollziehen! ich bin immer sehr glücklich wenn wir genug tomaten haben um sie als gemüsebeilage zum abendbrot zu essen, ich genug erdbeeren aus dem kleinen hochbeet für mein müsli ernte oder eine zucchini in den topf wandert. bald steht die kartoffelernte an. die reicht zwar für höchstens ein paar wochen aber köstlich..
weiterhin würde ich dein gemüse sofort in form eines ölgemäldes kaufen. sieht aus wie ein barockes stilleben!

Kommentar von:20.09.2019 um 08:13 (UTC)
zerowaste
zerowaste
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Hallo liebe Dorothea,
danke für deinen lieben Kommentar - wenn ich malen könnte, dann würde ich dir dafür das Foto als Ölgemälde abmalen.
Wir können uns aus dem Garten auch nicht selbst versorgen. Am besten funktionieren die Früchte, die nicht im Topf sind. Bei Gurken haben wir auch keine riesen Ernte. Ich glaube, meine Töpfe sind immer noch zu klein! Und die Kartoffeln im Topf reichen, wie bei dir auch nicht lange. Aber ich dachte mir, dass ich lieber die ausgetriebenen Kartoffeln nachwachsen lasse und noch etwas davon habe statt sie wegzuwerfen. Und die wunderschöne Totenkopfschwärmerraupe kam on top dazu ! Aber ich finde, es macht nichts, wenn man mal einen Ausfall hat - wie wir bei den Karotten und der roten Beete. Denn gottseidank können wir ja nachkaufen. Aber das schätze ich dadurch auch mehr...
Liebe Grüße
Stefanie

Kommentar von Dorothea , 20.09.2019 um 19:18 (UTC):
Danke, das ist ja lieb mit dem malen.
Ja, die ausgetriebenen Kartoffeln habe ich auch benutzt. Ich habe auch schon Kartoffeln auf der Fensterbank in kleinen Töpfen gezogen. Das reichte dann für meinen Mann und mich für genau eine Mahlzeit.
Liebe Grüße,
Dorothea

Kommentar von:28.09.2019 um 11:44 (UTC)
zerowaste
zerowaste
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Hi Dorothea,
auf der Fensterbank? Das reicht vom Licht? Muss ich vielleicht auch versuchen...
Liebe Grüße
Stefanie

Kommentar von Dorothea , 29.09.2019 um 06:29 (UTC):
Ja, zumindest im Sommer geht das. Im Winter habe ich es noch nicht versucht.

Kommentar von Ulrike, 10.10.2019 um 07:35 (UTC):
Hallo, zuerst mal - von 100m² diese Ernte - Respekt! Ich habe einen ähnlich kleinen Garten, der aber auch noch größtenteils halbschattig ist, daher wächst hier auch vieles im Kasten vor der (sonnigen) Hauswand...
Die Gurken tragen bei uns aber immer wie doof, wir haben in diesem Jahr ca. 30 Snackgurken von 15-20 cm geernet - von zwei Pflanzen in einem Kübel 40x40 cm.
A und O sind nach meiner Erfahrung gute Nährstoffversorgung (wir nutzen Kompost, Brennesseljauche und einen Bio-Dünger), volle Sonne und vieeeeeeeeeeel Wasser ( bei hohen Temperaturen gießen wir die Gurken früh und abends). Und ich freu mich über jedes Blatt, das in die Küche wandert - egal ob durchlöchert oder nicht.

Herzliche Grüße
Ulrike

Kommentar von:11.10.2019 um 15:18 (UTC)
zerowaste
zerowaste
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Hallo Ulrike,
Verrätst du, welchen Bio - Dünger du zusätzlich verwendest und so fute Erfahrung gemacht hast?
Liebe Grüße
Stefanie

Kommentar von Marlene von Verrücktes Huhn, 26.10.2019 um 21:49 (UTC):
Hallo Stefanie,
mir geht es auch so. Was im Garten wächst, ess ich alles, weil man hat sich ja gekümmert. Im Laden ist man wählerischer. Ich bestelle eine Regiokiste, da such ich nicht selbst aus und sehe auch darüber hinweg, wenn mal eine Möhre oben angeknabbert ist. Kann man ja wegschneiden. Im Laden würde man diese Möhre nicht nehmen. Irgendwie traurig.
Danke für die Info, dass sich die Zucchini so lange hält, wusste ich gar nicht! Manchmal hat man ja wirklich viele auf einmal!
Liebe Grüße und danke fürs Teilen bei "einfach. nachhaltig. besser. leben"!
Marlene

Kommentar von:29.10.2019 um 12:45 (UTC)
zerowaste
zerowaste
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Hi Marlene,
ich kann auch schon einen kleinen Zwischenbericht zur Haltbarkeit geben. Sie sind nun seit zwei Monaten bei Zimmertemperatur und haben noch keine schlechten Stellen.
Liebe Grüße
Stefanie



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