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Rammadamma - Müllsammelaktion

- Visualisieren - deshalb ist Zero Waste nötig -

März 2018 Rammadamma (übersetzt: wir räumen auf ) vor der eigenen Haustür! Da fängt man nämlich am besten an. Denn nicht nur in den Weltmeeren haben wir Müllteppiche, das haben wir auch schon vor der Haustür. Wir sammeln immer mal wieder Müll und mittlerweile haben wir uns mit dem NaJu (Naturschutz Jugend), dem regionalen Fischereiverband und der Umweltreferentin der Gemeinde zusammengetan, damit wir gemeinsam mehr Gehör finden. Denn sogar in unserer kleinen, eigentlich noch recht ländlichen, Gemeinde ist das Müllproblem offensichtlich. Nur, damit ihr mal die Ausmaße seht, zwei Stunden haben wir effektiv gesammelt und ein ganzer Anhänger kam heraus:

Ein paar Fleißige haben dann auch noch weitergesammelt. Ehrlich gesagt, haben wir wahnsinnig viel liegen gelassen, da wir auch eine GPS-Kartierung gemacht haben, um die Hotspots, also die schlimmsten vermüllten Stellen zu finden. Und wir kamen nicht weit. Das funktioniert so: Wir haben in Gruppen gesammelt, in der mindestens einer ein internetfähiges Handy hatte. Mit diesem haben wir ein Bild des Hotspots gemacht und den Standort per GPS mitgesendet.

Warum machen wir das?

Wenn wir wissen, wo die Hotspots sind, kann man beim nächsten Müllsammeln dort direkt ansetzen. Außerdem bekommt die Gemeinde, auch der Wertstoffhof, die Hotspots zu sehen und kann da gezielt seine Arbeiter hinschicken. Desweiteren können wir uns dann gezielt Lösungen ausdenken. Allerdings sind die Lösungen auch begrenzt. Denn manchmal ist leider auch Ignoranz der Grund für die Vermüllung. Aber dazu gleich. Erst einmal vorweg:

Warum sammeln wir den Müll überhaupt?

Weil Tiere wie Fische und Vögel kleine Plastikteilchen mit Nahrung verwechseln und bei vollem Magen verhungern. Denn das ist nicht verdaulich. Außerdem gelangt Mikroplastik in unsere Nahrungskette. Nicht nur durch die Tiere. Auch unser Trinkwasser ist damit belastet. Mikroplastik ist zudem ein Schadstoffmagnet und enthält teilweise schon selber Giftstoffe. Diese führen dann zu Krebs, Unfruchtbarkeit, Fettleibigkeit, verfrühter Pubertät, verminderter Intelligenz etc. Viele sagen ja, das Plastikproblem sei eines der Küsten und wer da nicht wohnt, kann nichts dafür. So einfach ist es nicht. Dass es bei den Binnengewässern auch nicht besser aussieht zeigte 2015 eine Studie der Uni Bayreuth. 831 Mikroplastikpartikel pro m² fand man im Ufersegment des Starnberger Sees. Die Donau spült jedes Jahr geschätzte 4,2 Tonnen Plastikmüll ins Schwarze Meer. Schon jetzt schwimmen mehr Plastikpartikel als Fischlarven darin, sagen Forscher der Universität Wien in ihrer Veröffentlichung im Magazin "Einvironmental Pollution". Mittlerweile wurde in Studien auch Mikroplastik in unserem Trinkwasser gefunden - weltweit. (Studie) Wie kommt das viele Plastik hinein? Durch unsachgemäße Entsorgung mit und ohne Hilfe von Wind. Das Plastik zersetzt sich mit der Zeit in kleine Partikel durch Reibung, Sonnenlicht und Zerfall zu kleinen Teilchen. Unter 5mm Größe spricht man von Mikroplastik (sekundäres Mikroplastik). Und von Plastik können wir vor der Haustür ein Lied singen.


Was haben wir gefunden?

Wir starteten am Parkplatz vor einer Wertstoffinsel, in die man bei uns Metalle, Glas, Kleidung und Papier entsorgen kann. Weitere Müllarten müssen zum Wertstoffhof gefahren werden. In unserer Gemeinde gibt es weder eine Tonne für Plastik und andere Wertstoffe wie Getränkekartons geschweige denn eine Biotonne, die dann abgeholt wird. Das alles muss beim Wertstoffhof entsorgt werden. Daran halten sich aber nicht alle und das ist ein Problem! Zehn Meter von den Wertstoffinseln entfernt fanden wir Plastikmüll. Unzähliges! Teilweise ganze Säcke mit Einwegplastikflaschen und Folien. Styropor. Alles in unmittelbarere Nähe des Flusses. Teilweise wird das direkt vor den Container abgestellt. Aber, wie gesagt, für Plastik gibt es hier keine Container, sondern den Wertstoffhof! Es ist nicht erlaubt, es abzustellen, damit es nicht in der Umwelt landet. Ein Windstoß und der Müll verteilt sich am Ufer, im Wasser, auf den Feldern. Und gleichzeitig gibt es folgendes Phänomen: Sobald Müll hier illegal abgestellt wird, folgen auch andere. Ist es um den Container aber sauber, haben die Leute eher Hemmungen Hausrat, Restmüll oder Ähnliches abzustellen. Aber es sieht permanent vor den Müllcontainern so aus, obwohl sie dauernd abgefahren und bei Bedarf gesäubert werden. Was kann man gegen das illegale Abstellen tun? Bei der Diskussion beim Müllsammeln kam folgender Gedanke: Soll man Leute anzeigen, sobald man sie dabei erwischt? Schreibt mal in die Kommentare: Wäre das eine Option? Oder würdet Ihr Euch dabei unwohl fühlen? Oder wäre es vielleicht besser, wie in anderen Gemeinden einen Plastiksack oder gelbe Tonne einzuführen? Oder ist es vielleicht gar Protest? Es ist ja nicht bequem, alles in X Container zu verteilen, zu teilweise ungünstigen Zeiten, an denen der Wertstoffhof geöffnet hat. Denn viele sind zu der Zeit in der Arbeit. Also schmeißt man es vor die Container? Es würde ja dann irgendwann abgeholt werden und man hätte eine Mühe weniger. Vielleicht würde die Verwaltung dann auch auf die Idee kommen, Biotonnen, gelbe Säcke etc. einzuführen? Es gibt ja leider tatsächlich Leute, die denken: Andere Landkreise bieten mir auch eine bequeme Müllentsorgung vor dem Haus. Wenn die mir hier das nicht bieten, sollen sie mal sehen, was sie davon haben! Meine persönliche Meinung zu dem Thema ist ja: Protest auf diese Weise geht gar nicht! Der Müll kommt dann zu einem zurück z.B. in Form von Mikroplastik ins Getränk. Dann kann man ja auch gleich die Verpackung aufessen - überspitzt gesagt. Grundsätzlich ist aber jeder für seinen eigenen Müll verantwortlich und dass er fachgerecht entsorgt wird. Wie wäre es damit, mit Müllreduzierung anzufangen?! Und man darf nicht vergessen, ein Wertstoffhof hat auch Vorteile. Hier wird sortenrein vorsortiert, was das recyclen einfacher macht. Und die Leute haben vor Augen, welch Unmengen an Abfall wir produzieren. Ich habe Verständnis dafür, dass man den Müll los werden will. Verständlich ist auch, dass es doof ist, seinen Samstag Vormittag, an dem man vielleicht ausschlafen möchte, für den Wertstoffhof zu opfern, insbesondere dann, wenn der nicht mal jeden Samstag geöffnet hat und das nur bis Mittag. Ich verstehe auch, dass es nervt, die Sachen auf viele Container zu verteilen, gerade wenn man das mit Baby am Arm machen muss oder ähnliche Fälle. Ich verstehe, dass manche deshalb gerne eine Wertstofftonne vor der Haustür hätten. Aber: ich verstehe es nicht, dass die Umwelt darunter leiden soll und dieser gehören nun mal wir alle an! Es gibt andere Formen zu protestieren, Bürgerbegehren, Briefe an das Landratsamt, Parteien etc. Oder, wie gesagt, man produziert einfach weniger Müll, dann muss man nur alle paar Wochen oder Monate zum Wertstoffhof! Am Beispiel Polystyrol (manche kennen das auch als Styropor) sieht man: Das gehört gar nicht in die Umwelt. Es zersetzt sich unter der UV-Strahlung, langsam zu kleinen Teilen, die Tiere als Nahrung verwechseln könnten. Aber fällt Laub darauf, zersetzt es sich nicht und dann bleibt es quasi ewig. Kommt Styropor ins Wasser: zersetzt es sich auch wenig. Ist es aber mit dem Flammschutzmittel wie HBCD behandelt, dann ist es langfristig sehr giftig für die Wasserorganismen. HBCD ist sehr schwer abbaubar. Mittlerweile ist die Herstellung verboten, und wird seit 2016 als gefährlicher Abfall in Müllverbrennungsanlagen entsorgt. Trotzdem ist HBCD überall in der Umwelt und auch im Blut von Menschen (Quelle WWF) zu finden, da es ein sehr gängiges Additiv war. Aber sind es alte Platten oder noch durch Recycling kontaminiert (man verhindert das nun durch Verbrennung von HBCB haltigen Polystyrol), dann kann dieser Kunststoff ordentlich Schaden anrichten. Aber auch andere Flammschutzmittel (z.B. bromierte), die dem leicht entflammbarem Polystyrol zugesetzt werden, können in der Umwelt Schaden anrichten. Wir haben offensichtlich sehr alte Styroporplatten im Wald gefunden. In unserer Ramadamagruppe gab es ein paar Leute, die hier schon sehr lange leben und sagten, dass es dort schon viele Jahre liegt. Schlimm, dass der Müll hier liegt, schlimm, dass er dort schon so lange liegt und keiner ihn aufhebt. Teilweise sind es nun so viele kleine Stücke, dass es schwer sein wird, alles zu entsorgen. Für Polystyrol gibt es als Verpackung viele Alternativen. Die einfachste: Lose kaufen. Beim Verschicken auf Zeitungspapier, Stroh, Holzwolle oder auch kompostierbare Verpackungschips z.B. aus Mais und die dann zusätzlich wiederverwenden. Aus nachwachsenden Rohstoffen und komplett biologisch abbaubar ist das auch für Elektrogeräte etc. möglich und auch für die Dämmplatten zur Häuserisolierung hat die Bauindustrie Alternativen geschaffen. Und was fanden wir noch?

Aber wir fanden nicht nur wirklich viel Polystyrol. Einen Wasserkocher. Wie kommt der an die Mangfall, wo weit und breit keine Steckdose zu sehen ist?

Eine Bong! Generell haben wir ein paar Grillpartystellen gefunden, an denen es sehr verdreckt war. An den Stellen, an denen Mülleimer aufgestellt waren, sah es deutlich besser aus.

Eine Decke. Die fleißige Nadja fand eigentlich nur einen Zipfel unter dem Laub und war erstaunt, dass gleich eine ganze Decke heraus kam. Sie ist aus Syntethikfaser und ist vielleicht im nächsten Jahrhundert teilweise verrottet.

Ein löchriger Eimer, ein kaputtes Fahrrad, mehrere Autoreifen, Verpackungen, Süßigkeiten, Badelatschen, mehrere Packs Werbung (da hatte ein Austräger wohl keine Lust...?) u.v.m. Es war relativ wenig Glas und Dosen dabei, dafür eben, wie gesagt, sehr viel Styropor und einige Zigaretten. Aber bei Zigaretten ist es ja laut einer Studie eh so: nur dreiviertel von den gerauchten Glimmstengeln landen tatsächlich im Müll. Den Rest findet Ihr, wenn Ihr auf den Boden schaut.

Plogging - Joggen und Müllsammeln Müllsammelaktionen gibt es in vielen Gemeinden. Ob sie nun Rammadamma heißen oder Plogging. Beim Plogging sammelt man während man joggt Müll auf. Ich kann nur dazu raten: Tut Euch zusammen und macht ein Foto des Müllbergs! Denn nur wer den auch mal vor Augen hat, realisiert richtig, dass es nicht so weitergehen kann. Wir werden ja oft gefragt, wie man Leute zum Müll reduzieren bringt. Ich kann Euch nur sagen: haltet die Augen offen und schaut mal gezielt nach Müll! Ich verspreche Euch, Ihr müsst nicht lange suchen. Einige Kinder, aber auch einige Erwachsene, die mit gesammelt haben, waren richtig geschockt. Sie wollten daraufhin wissen, was man tun kann. Was kann man gegen die Müllflut tun?

Das erste ist: bei sich selbst anfangen! Die Verpackung eines Schokoriegels mal eben schnell fallen gelassen ist schon nicht ok. Machen das viele, ist das in der Summe eben auch viel. Genauso, wie umgekehrt: Reduziere ich Müll und machen das viele, hat man unter dem Strich schon eine Menge erreicht.

Ein paar sehr einfache Sachen, die jeder tun kann, bevor man sich überhaupt mit dem Thema Müllvermeidung auseinandersetzt.

  • Lasst keinen Müll irgendwo liegen! Konnte man ihn herbringen, kann man ihn auch wieder mitnehmen!

  • Entsorgt fachgerecht: Stellt nichts vor irgendwelche Wertstofftonnen! Auch keine Kleinigkeit! Denn das Phänomen ist bekannt: steht etwas davor, machen sich die Nachkommenden auch nicht die Mühe, es wieder in die Container zu werfen. Sind die Container voll, sucht die nächsten auf oder kommt ein weiteres Mal. Außerdem stehen auf den Containern Telefonnummer drauf! Hier kann man melden, wenn er ausgeleert werden muss. Das wird er eh regelmäßig, aber wenn es akut ist, dann eben noch mal zwischendrin. Und denkt bitte dabei auch dran: Macht Eure Kartons klein, dann passt auch mehr in die Container rein. Die Müllautos fahren sonst besonders viel Luft zum Recyclingcenter.

  • Die Mülltonnen müssen geschlossen werden können! Warum? Wind und Tiere verteilen ansonsten den Müll in der Umgebung. Wir persönlich haben einen Gehsteig, den wir immer wieder reinigen müssen. Und ich kann ein Lied davon singen: Mülltag und Wind – und ich sammle sicher einen kleinen Beutel voll Recycling oder Restmüll vom Gehsteig auf.

  • Wenn sperrige Sachen wie bei Verpackungen von Elektrogeräten Euch Probleme bereiten z.B. kein Platz in der Wohnung, um sie zu lagern und die Öffnungszeiten des Wertstoffhofs sind schwer vereinbar mit den Arbeitszeiten oder ihr habt z.B. kein Auto zum Transportieren, dann denkt an folgende Möglichkeit: Verpackungen, die ihr z.B. durch einen Versand bekommt, müssen von gewerblichen Händlern kostenlos zurückgenommen werden. (VGL. VerpackV, § 4 Rücknahmepflichten für Transportverpackungen). Generell aber bei Bestellungen, besonders bei kleineren Dingen, im Internet: Bittet schon bei der Bestellung darum, dass möglichst wenig Verpackung verwendet wird und wenn dann, komplett abbaubare und ungiftige Materialien. Soweit es möglich ist, kommen einige Versender dem auch nach. Ansonsten lohnt sich manchmal auch die Mühe ein Feedback à la "Leider bin ich sehr enttäuscht" zu schreiben. So wissen gewisse Händler auch, dass es nicht egal ist, wie sie versenden.

  • Beim privaten Versand sieht das anders aus. Da muss die Verpackung nicht zurückgenommen werden. Aber man kann das ja auch hier im Vorfeld klären, dass möglichst wenig oder keine, und wenn dann schon wiederverwendbare oder nachhaltige Verpackung versendet wird.

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