Hört ein Produkt bei der Verpackung auf?
17. September: Das Toilettenpapier – ein „Griff ins Klo“
- auch Cradle to cradle Toilettenpapier ist in Plastik verpackt -
Toilettenpapier in einer nachhaltigen Verpackung zu bekommen, scheint unmöglich. Mit nachhaltig ist gemeint, dass die Verpackung aus nachwachsenden Ressourcen hergestellt wird und hinterher recycelt werden kann. Somit fallen die herkömmlichen Toilettenpapiere schon mal flach. Sie sind in Plastik eingepackt. Ressource: Erdöl, recycling: nein, wenn überhaupt:downcycling.
Früher gab es von „Danke“ Toilettenpapier, das in Papier verpackt war. Angeblich sei das in Europa nicht mehr erlaubt. Die Quelle für dieses Gerücht oder diese Tatsache haben wir bisher nicht gefunden.
Dafür fanden wir Cradle to Cradle Toilettenpapier. Cradle to Cradle heißt übersetzt: Wiege zu Wiege. Es bedeutet, dass der biologische und technische Kreislauf geschlossen bleiben und kein Abfall entsteht. Im Klartext heißt das: Das Produkt ist C02 neutral produziert, keine Ressource wurde vernichtet, alles bleibt in einem Kreislauf erhalten (was das Prinzip von Zero Waste ist). Das Toilettenpapier besteht aus 100% Recylingpapier. Es ist FSC zertifiziert etc. Laut Bestellbeschreibung (im Laden bekommt man es bis dato nicht) wird es im Karton geliefert. Der Nachteil ist allerdings, dass die Rollen nicht so klein sind, wie gewohnt, sondern mehrfach so groß. Sie passen also nicht an die üblichen Toilettenpapierhalter. Den Kompromiss wollten wir eingehen und freuten uns schon, eine Möglichkeit gefunden zu haben.
Aber als der „Postmann zweimal klingelte“ und wir den Karton geöffnet haben, waren die Rollen in Plastik zusätzlich eingepackt! Das stand nicht in der Bestellbeschreibung.
Wir hatten also nicht nur zu große Toilettenpapierrollen, sondern nun auch die Plastikverpackung, die wir umgehen wollten, erworben!
Klar, durch die großen Rollen hat man im Endeffekt ein Großpack und wir sparten uns so geschätzerweise 60% an Plastikverpackung. Das ist schon mal gut.
Trotzdem: Warum ist ein mit "Cradle to Cradle" zertifiziertes Produkt in Plastik verpackt ist?
Sprich:
Ressource? Erdöl
100% recycelbar? Nein
C02 neutral produziert? Nein
Ressource vernichtet? Ja
Die Verpackung kann folglich nicht co2 neutral oder cradle to cradle sein. Wie kann es sein, dass ein solches Produkt dieses Siegel bekommt? Hört das Produkt bei der Verpackung auf?
Genau das wollten wir von Satino Black, der Herstellerfirma, wissen und schrieben sie an. Nach zwei Tagen kam die Antwort.
Übersetzung: „Unsere Satino Black Produkte tragen alle das eco label, das Cradle to Cradle (c2c) - und das FSC – Siegel. Wir arbeiten daran, auch weiterhin die Verpackung zu verbessern, damit auch sie bald mit diesen Auszeichnungen konform geht. Wir hoffen auf 100 prozentige Recyclingfähigkeit in einigen Jahren. Es tut uns leid, Sie in diesem Moment enttäuschen zu müssen, aber wir arbeiten hart daran.“
Die Antwort des Herstellers zeigt: Das Produkt hört bei der Verpackung auf. Denn wie ist es sonst möglich, dass es all diese Siegel tragen darf?
Es ist ja schon einmal eine tolle Sache, dass Firmen versuchen dem Cradle to Cradle Prinzip gerecht zu werden und damit ist Black Satino schon mal ein lobenswertes Vorbild. Wir werden auch ersteinmal bei deren Produkt bleiben, bis sich eine noch bessere Alternative auftut. (Update 10.Oktober 2015: plastikfreies Toilettenpapier erhältlich - von diesem Hersteller in Kooperation mit der Plastikfreien Zone)
Aber generell?
Wie finden Sie es als Verbraucher, wenn mit dem C2C- oder CO2 neutral- Siegel geworben wird und Sie trotzallem eine Plastikverpackung mitkaufen müssen?
Darf das Produkt Ihrer Meinung nach bei der Verpackung aufhören? Ist das irreführend oder offensichtlich?
Und im Allgemeinen: Wenn Sie ein Bio-Produkt kaufen, angenommen Obst oder Gemüse, und es steckt in einer Verpackung (egal ob Plastik oder andere unökologische Materialien), deren Schadstoffe auf das Produkt übergehen können: Ist das ok? Ist es in Ordnung, dass ein ökologisch erzeugtes Produkt in einer unökologisch hergestellten Verpackung verkauft wird?
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Eben wurden Bioprodukte angesprochen, die ja nach Möglichkeit ohne Schadstoffe hergestellt werden sollen, aber dennoch in einer nicht ökologisch erzeugten Verpackung stecken: Aus diesem Grund heute eimal zwei TV-Dokumentationen, die auch die Schadstoffbelastung von Plastikverpackungen, thematisieren, die sich dann in den Lebensmitteln oder im Hausstaub wieder finden und letztendlich auch in uns:
NDR- Das Experiment: Leben ohne Plastik
Eine sieben-köpfige Arztfamilie wagt das Experiment eine Monat (fast) ohne Plastik zu leben. Geleitet wird das Projekt von der Toxokologin Marike Kolossa vom Umweltbundesamt. Um 80% konnte die Schadstoffkonzentration im Körper bei einigen Familinmitgliedern gesenkt werden. Das wurde mit einem Bluttest bewiesen. Die Toxokolgin nahm auch einige der Lebensmittel der Familie mit ins Labor und untersuchte sie auf Schadstoffe. Kolossa über das Ergebnis:"Wirklich beruhigend finde ich das nicht, weil die gehören zweifelsfrei nicht original in diese Nahrungsmittel!"
ZDFZoom-Dokumentation: Einschweisst und abgepackt - Lebensmittel
Eine Woche ohne Plastikverpackungen: Die Auswirkungen auf den Körper, warum Dänemark einige Stoffe verbieten will und das auch von der EU fordert, wie Plastikverpackungen hergestellt werden und was in ihnen steckt.
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