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Fertigkeiten lernen

-damit Reusing klappt und man Zeit, Geld und Ressourcen sparen kann-

 
Nach drei Jahren Zero Waste kann ich jetzt halbwegs mit meiner Nähmaschine umgehen. Vorher brauchten wir doch einige Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen. Sie wollte definitiv nicht so, wie ich! Ich hab jetzt nachgegeben und nun läuft's !
Nein, im Ernst. Meine Mutter hat Löcher im Bauch und auch meine Schwester und "Schwiegercousine", und auch die Schneiderin Rotraudt aus dem Repair-Café hat mir weitergeholfen und gezeigt, wie es ohne Auftrennen, Falten, "Rumgewurstel" und Frust funktionierte. Auch wenn Rotraud es mir im Repair-Cafè kostenlos einfach so genäht hätte, so wollte ich doch diese Fertigkeit zumindest in den Grundzügen können, damit ich etwas auch mal schnell zu hause flicken oder umändern konnte.
Und warum? Um Kosten und Ressourcen zu sparen.
Hat man nicht zu viele Klamotten, sondern nahezu nur die Lieblingsteile im Schrank, so werden sie häufiger angezogen und auch abgenutzt. Oft kann man sie aber reparieren und sie sehen aus wie neu. Oder umändern. Und in vielen Fällen ist das noch nicht einmal enorm aufwendig.
Hier ein paar Beispiele:

Reparieren:
Das Lieblingskleid unserer Tochter muss ich zum Waschen heimlich entführen, sonst hätte sie es ohne Unterbrechung an. (Ihr kennt es auch aus dem Blogbeitrag: Tasche mit nur einer Naht aus einem Unterhemd nähen.) Wenn sie es so viel trägt, bedeutet das aber auch, dass sie damit durch Hecken und Büsche läuft, daran hängen bleibt und sich Löcher als Andenken mit nach hause nimmt. Das bedeutet auch, dass sie im Bus an anderen Schulränzen und deren Metallteile hängen bleibt und Löcher ins Kleid reißt usw. Mittlerweile hat das Kleid einige Herzen als Flicken aufgenäht.

 

Die Herzform hat freihand nicht so toll geklappt, so dass ich auf den Tipp meiner Mutter zurück kam und die Plätzchenausstecherform als Vorlage benutzte. Der Flicken stammt aus einem Stoffrest von einem alten Kleidungsstück.
Zeitaufwand: Insgesamt 40 Minuten. Kosten: etwas Faden und Strom für die Nähmaschine.


Umändern:
Dieses Kleid war zu klein. Es war Größe 92 und Leni trägt nun 122.  Unsere Tochter wollte das Kleid partout nicht weitervererben, nicht mal an eine ihrer Cousinen. So schnitten wir gemeinsam einfach nur die Träger ab und sie trägt es nun als Rock.

 
Auch aus diesem Kleid war Leni rausgewachsen. Zu kurz. Größe 110 und fällt außerdem kleiner aus. Dieses Kleid hingegen wollte keiner haben, da es einen Fleck hat. Trägt man es, sieht man den Flecken, nur wenn man danach sucht, da die Falten ihn verdecken. Ein Flicken auf den Flecken wäre wahrscheinlich bei diesem Muster auffälliger gewesen.
So habe ich dem Kleid die Träger und den Latz abgeschnitten und eine Knopfreihe versetzt. Nun kann sie es als Rock anziehen.
Zeitaufwand 15 Minuten, Kosten: etwas Faden.
Spiel: Wer findet den Fleck?

Die Grundfertigkeiten beim Nähen haben uns geholfen Kosten und Ressourcen und vermutlich auch Zeit und Nerven zu sparen. Zwei Röcke in Baumwollqualität und ein Jeanskleid hätte ich erst bezahlen müssen und unsere Tochter hat definitiv die Klamotten gebraucht. Fahrtkosten wären außerdem angefallen. Zudem hätte ich zum Einkaufen Zeit investieren müssen. Und das mehrmals, denn alleine das Jeanskleid ist ja häufiger geflickt worden - übrigens auch an der Naht, was man zum Glück nicht sieht. Einkaufen mit drei Kinder ist zudem nicht ganz stressfrei, vorallem nicht mit "laufenden 80 Zentimetern". Und so habe ich einfach mal am Abend bzw. beim Mittagsschlaf die Nähmaschine angeschmissen. Und nachdem die Nähmaschine und ich nicht mehr auf Kriegsfuß stehen, war das ganz in Ordnung und ich habe mich mit meiner Tochter mitgefreut, weil sie ihre Lieblingsteile wieder anziehen konnte.
Auf diese Weise kann man mit Zero Waste langfristig Geld und Zeit sparen, wenn man in Fertigkeiten, also Bildung investiert...und glückliche (Kinder-) Augen als Belohnung einheimsen - unbezahlbar.
Und wer gar keine Lust genau diese Fertigkeit zu lernen oder in eine Nähmaschine zu investieren (habe meine mit Utensilien preiswert gebraucht gekauft), dem hilft ein Reparatur-Cafè kostenlos beim reparieren, Ressourcen und Müll sparen:

Alle Infos zum Reparatur Café:
- wo finde ich eines?
- wie läuft das ab?
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Aus alt mach neu! Einkaufstausche
- aus einem alten T-Shirt oder Unterhemd
- mit nur einer Naht
- schnell, einfach, günstig
-Reusing: Wiederverwenden
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Haargummis
- aus einer alten, zerlöchterten Strumpfhose
- schnell und einfach
- ohne nähen
Reusing
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Diesen Beitrag findet Ihr auch auf einfach.nachhaltig.besser.leben





Die letzten Kommentare zu dieser Seite:
Kommentar von Marion, 29.04.2017 um 14:03 (UTC):
Hallo, liebe Zerowastefamilie!
Mit der Nähmaschine vertrage ich mich auch nicht sooo gut. Meine 13jährige Tochter dagegen schon, sie hat schon aus alten Jeans coole Taschen und aus Stoffresten Täschchen, Beutel und Osterhühner genäht. Lieblingsjeans werden bei uns auch manchmal einfach abgeschnitten und als Shorts weitergetragen, bis sie dann endgültig zu klein sind. Zum Glück habe ich einige Freundinnen mit kleineren Kindern, denen ich Sachen weitergeben kann. Auch die Rumänienhilfe kriegt regelmässig eine Lieferung von uns! So muss ich eigentlich sehr selten Kleidung wegwerfen. Was gar nicht mehr getragen werden kann, darf noch als Putzlappen weiterleben! Der Tipp mit den Haargummis ist toll, den werde ich mir merken!
Ich wünsche euch ein sonniges Wochenende!
Viele, liebe Grüße von Marion

Kommentar von Christina, 29.04.2017 um 15:35 (UTC):
Fertigkeiten erwerben ist manchmal ganz leicht -und manchmal sauschwer. GsD kann ich meine Fähigkeiten mit denen meines Mannes kombinieren- er ist für alles Elektrische und Mechanische zuständig und ich für Dinge wie Nähen und Flicken. So kann jeder seine Talente einbringen. Je größer die Gruppe, desto mehr Talente versammeln sich -und das ist dann vielleicht auch einfach das, was heutzutage ein Repair-Cafe leisten kann: es bringt die Leute mit ihren verschiedenen Fähigkeiten zusammen. Für handwerklich ungeschickte oder uninteressierte gibt es aber bestimmt auch Möglichkeiten, sich einzubringen, man muss nur drauf kommen wie, bzw. die Bedürfnisse der anderen kennenlernen. Es tut auch gut, etwas nicht weggeworfen zu haben! Erst diese Woche habe ich einen Wickelrock aus meiner Jugend, der sich nicht mehr wickeln ließ *hüstel* einfach an den Endseiten zusammengenäht und oben ein Stretchbündchen dran. Voilà, der Sommer kann kommen
Für Erwachsenenkleidung fürs Büro ist es aber schwierig, da etwas draus zu zaubern oder weiternutzbar zu machen, besonders dann, wenn keine Kinder im Haus sind. Was macht man denn mit solchen Klamotten, die keiner mehr will, weil z.B. fleckig und die somit auch nicht in den Altkleidercontainer gehören? Gibt es dafür Lösungen?

Kommentar von:29.04.2017 um 16:05 (UTC)
zerowaste
zerowaste
Offline

@Marion: das ist sehr praktisch, dass Deine Tochter so gut Freundin mit der Nähmaschine ist . Man kann wirklich tolle Sachen machen. Und ja, oft kann man auch weitergeben. Allerdings meist nur die perfekten Sachen.
@Christina Aus "unbrauchbaren" Stoffen häkle ich manchmal Taschen (da sieht man Flecken oder kleine Löcher nicht) oder hebe sie mir für eine Füllung für die Sitzauflagen für unsere Gartenstühle auf. Da haben wir bisher nur zwei, aber es werden weitere entstehen. Außerdem habe ich Jeanshosen, die mehr als Usedlook waren in Teile zerschnitten und neu zusammengelegt und -genäht. Daraus ist dann der Kissenbezug geworden.Demnächst dazu mehr .
Wünsche Euch beiden auch ein sonniges Wochenende!
Liebe Grüße
Stefanie

Kommentar von Maria Widerstand, 29.04.2017 um 18:18 (UTC):
Hallo Stefanie!

Ich war so frei und habe Deinen Beitrag auch zu "fix it - reparieren ist nachhaltig!" verlinkt.

Ich freue mich ja so über Deinen Beitrag weil das alles ja so ganz mein Thema ist. Reparieren von Dingen, Anpassen an die eigenen Bedürfnisse, Upcycling auf dass sie länger leben.

Ich finde es einfach großartig, dass Du so hartnäckig dran geblieben bist und nun so tolle Sachen nähen kannst! Herzlichen Glückwunsch!

lg
Maria

Kommentar von:30.04.2017 um 10:16 (UTC)
zerowaste
zerowaste
Offline

Hallo liebe Maria,
Danke für Deine lieben Worte und das Verlinken. Das freut mich sehr! Ja, ich möchte auch auf jeden Fall dranbleiben und mehr Fertigkeiten in der Richtung lernen. Ich versuche mir da immer wieder Zeit dafür zu nehmen, was aber nicht immer klappt mit kleinen Kindern. Aber es wird, wenn auch momentan nur in kleinen Schritten. Aber das ist ja besser als nichts . In einigen Monaten schaut es zeittechnisch ja wieder besser aus.
Liebe Grüße
Stefanie

Kommentar von Christina, 01.05.2017 um 08:30 (UTC):
Hallo Stefanie, danke für deine Vorschläge! Ich werde mir demnächst auch ein Gartenkissen füllen!
Weißt du vielleicht, ob es Unternehmen gibt, die Faserreste recyceln bzw. ob es überhaupt Sinn macht, das zu tun? Sind ja meist verschiedene Rohstoffe und Qualitäten. Wenn ich z.B. etwas umgeändert habe (es gibt so viele tolle Dinge, die man noch draus machen kann *freu* vielleicht magst du ja mal eine Vorschlagsliste machen, ich steuere gern Ideen bei), bleiben mir Restchen, die eben sonst höchstens zur Kissenfüllung taugen...
Längere schmale Abschnitte knote ich gern zusammen und nutze es im Garten als Alternative zur Sisalschnur. Herzliche Grüße! Christina

Kommentar von:05.05.2017 um 07:43 (UTC)
zerowaste
zerowaste
Offline

Hallo Christina,
eine Vorschlagliste finde ich auch eine tolle Idee. Falls Du Lust hast oder auch jemand anderes hier, der das liest, schick mir doch deine Ideen und ich sammle die und schreibe sie bei Gelegenheit zusammen. Falls Fotos vorhanden sind - gerne auch. Die Idee statt der Sisalschnur finde ich super. Sisal müsste ich kaufen und so könnte ich Reste noch weiterverwenden. Klasse! Was das Recycling angeht: Manche Firmen nehmen ihre Klamotten zurück oder sammeln und kaufen Fasern zu, um sie zu recyceln. Puya ist da im Outdoorbereich sehr bekannt mit ihren Closed-Loop-Recycling-Konzept. Es gibt aber auch einige Firmen, die einzelne Produkte auf Recyclingbasis auf den Markt bringen - natürlich auch, um das steigende Nachhaltigkeitsbewusstsein der Kunden zu befriedigen. Auch H&M hat nun eine Recyclinghose auf den Markt gebracht. Ansonsten gibt es einige Verkäufer(innen) z.B. auf Dawanda, die aus alten Klamotten neue machen. Sie verlangen einen fairen Lohn und bekommen ihn durch den Kauf auch, womit man auch "individuelles fair trade" mit einbringen kann.
Liebe Grüße
Stefanie

Kommentar von PatrWink, 17.05.2017 um 12:09 (UTC):
Ich habe gerade euren Blog entdeckt und ich muss sagen, ich bin begeistert.
Ich finde es auch sehr schade, Dinge wegzuwerfen. meistens bringe ich es fast nicht über das Herz.
Aber wenn man mal so rumschaut: Es ist ja gar nicht gewünscht, Dinge zu reparieren. Die Wirtschaft will ja, dass man neu kauft. Ich möchte jetzt die Plan eines meiner Zelte reparieren (aus beruflichen Gründen). Aber ich habe lange gebraucht, bis ich jemanden gefunden habe: https://www.hofstetter-zelte.at/ Mal schauen, wie das wird.

Kommentar von:18.05.2017 um 06:02 (UTC)
zerowaste
zerowaste
Offline

Hallo!
Danke für Deinen lieben Post :-)!
Ja, es stimmt. Für die Wirtschaft ist es förderlich, wenn man dauernd kauft. Zumindest für diese Art von Wirtschaftssystem. Ich frage mich immer wieder, ob man nicht eine faire Wirtschaft hinbringen würde, die nicht nur auf Ausbeutung basiert. Aber vermutlich ist da wirklich das Problem, dass da die Menschen an einem Strang ziehen müssten.
Repararieren zu lassen ist ja meist sehr teuer. Schweden will dagegen steuerlich vorgehen. Finde ich ja spannend, ob das etwas bringt. Ökologisch gesehen rentiert sich reparieren ja sehr oft, aber finanziell oder wirtschaftlich nur bei Dingen, die teure Rohstoffe verbaut haben und viel genutzt werden, so dass sich auch jemand auf das Reparieren spezialisiert. Sonst geht es einem wahrscheinlich wie Dir, der erst lange suchen muss, bis er jemanden findet, der es reparieren kann.
Liebe Grüße
Stefanie

Kommentar von Ina, 06.10.2018 um 12:40 (UTC):
Man kann zumindest in Hessen auch durch Löcher oder Flecken unbrauchbare Textilien in den Altkleidercontainer geben. Die Sachen werden sortiert. Was nicht mehr tragbar ist landet im Reißwolf, daraus werden diese bunten Flickenteppiche, Putzlappen, Auslegeware für Handwerksbetriebe zum schonen der Böden und sogar Teppiche für Autos gemacht. Kommt auf das Material an was daraus wird. Deshalb soll man hier die sachen nicht in den Restmüll werfen.



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