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Einweg ist kein Weg

Zero Waste bedeutet auch weniger Recyclingmüll

September 2015 Viele meinen Zero Waste bedeutet, dass man weniger Müll hat, zwangsweise aber viel mehr Recyclingmüll. Dem ist aber nicht so. Recycling steht bei den 6 Regeln von Zero Waste an vorletzter Stelle:

Refuse, reduse, reuse, repair, recycle, rot (ablehnen, was man nicht braucht, reduzieren auf das, was man braucht, wiederverwenden, reparieren, recyceln und kompostieren).

Das bedeutet auch, dass es nur ein Ausweg ist, ein Notfallplan quasi. Insbesondere wenn man sich die Energiebilanz von Einwegglas ansieht. Die ist bei weitem schlechter als logischerweise bei der Alternative Mehrwegglas, aber auch noch schlechter als bei PET-Flaschen oder Tetrapak.

Einmal im Monat müssen wir unseren 20 Liter Eimer leeren mit Recycling- bzw. Downcyclingmüll. Das meiste Potential, das noch zu verringern (reduce) sehen wir beim Einwegglas.

Nur wer seinen Müll kennt, kann ihn auch reduzieren.

(Stefanie Kießling, Zerowastefamilie.de)

Dazu haben wir in den letzten Wochen geschaut, was denn da genau anfällt:

Flaschen für Öl (Essig machen wir meist selbst), Essiggurkengläser, Scherben, Gläser von Apfelmus, Gläser mit Artischocken, eingemachten Sauerkraut, Kapern, Oliven und scharfen Peperoni, Altlasten von Marmeladengläsern.

Wir kamen zu folgendem Entschluss, wie und was wir davon reduzieren wollen und können:

Das Sauerkraut bekommen wir offen saisonal im Bioladen. Ganzjährig sogar Oliven und Artischocken. Letztere könnte man zwar selber einmachen, ist aber sehr aufwendig. Außerdem brauchen wir nur wenig davon - ab und an mal auf die Pizza. Auch wenn sie offen beim Bioladen etwas teurer sind als die vergleichbaren im Glas (übrigens nicht Bio), kommen wir auf das Gleiche raus, da wir genau die Portion kaufen konnten, die wir brauchten. Das ist ein Kompromiss. Bräuchten wir größere Mengen, wäre das eine andere Sache. So wie beim Öl.

Das Öl können wir im Ort abfüllen lassen zu horrenden Preisen, teilweise nicht einmal Bio (unsere Bedingung). Wir brauchen schlicht nur Raps- oder Sonnenblumenöl, selten Olivenöl. Es soll gar nicht aromatisiert sein, da das meiste für Kuchen und Gebäck anfällt. Estragon und Knoblauch im Kuchen muss nun ja nicht sein.

So bleiben uns die Öleinweggläser. Schade, dass es diese Flaschen nicht als Mehrweg gibt!

Bei Kapern (2 kleine Gläser pro Jahr) fiel uns auch keine Alternative außer verzichten ein bzw. eine ganz andere Variante: Wir haben gehört, dass manche Kapernersatz aus geschlossenen Gänseblümchenblüten machen. Hat da jemand Erfahrung? Und schmeckt das wirklich gleich?

Einmachglas mit selbstgemachten Essiggurken

Essiggurken und scharfe Peperoni haben wir nun selbst eingemacht. Eigentlich wollten wir auch die Gurken dafür im Hochbeet selber anzüchten, was aber nahezu nichts wurde. Wir haben sie von einem Biogärtner aus einer benachbarten Gemeinde bezogen. Die scharfen Peperoni wurden dafür aber 1a im Topf vor der Haustür! Statt Essiggurken haben wir außerdem probeweise eine Zucchini, die auch super gediehen, süß-sauer eingemacht,

Glasschüssel mit frischen und scharfen Chili

Apfelmus machen wir nun auch selbst. Ausschlaggeben war, dass die Uroma uns Ihre Flotte Lotte (Handpassiergerät) vermacht hat und wir Äpfel geschenkt bekommen haben. Mit der flotten Lotte mussten wir nicht einmal Schälen und das Kerngehäuse entfernen (echt easy) und die Äpfel haben wir geschenkt und im Tausch gegen unsere Pfirsiche bekommen. Das lohnte sich. Schmeckt auch klasse. Vorausschauend haben wir davon einiges eingemacht, da wir damit auch Gläschen für das im Winter einziehende Baby einsparen könnten....

Ansonsten machen wir, wie eh und je, ein paar Gläser Marmelade ein. Allzu viel wird bei uns nicht gegessen. Damit wir verschiedene Sorten haben, tauschen wir mit Oma, Uri und Freunden. Da hält sich die Arbeit in Grenzen.

Das ist uns ganz wichtig: Es soll machbar sein und nicht den zeitlichen Rahmen sprengen. So bleibt es bei Marmelade (10 Gläser), Essiggurken (6 große Gläser), 20 Gläser Apfelmus und ein großes Glas scharfe Pfefferoni.

Falls wir aber einmal Lust und Muße haben sollten, mehr als das Nötige zu machen, werden wir das tun. Irgendwie hat es sogar Spaß gemacht.



Ich schlief und träumte,


das Leben wäre Freude,


ich erwachte und sah,


das Leben war Pflicht,


ich handelte und siehe,


die Pflicht war Freude.

(Tagore)

Warum wir manche Marmeladengläser nicht weiter benutzen:

Ein Teil von unseren Einweggläser sind Altasten, da wir von Schraubverschluss - Marmeladengläser, in die wir sonst eingemacht haben, umgestiegen sind auf Gläser mit Glasdeckel, Kautschukgummi und Metallklammer. Das hat den Grund, dass wir das PVC aus der Beschichtung des Deckels vermeiden wollen, da endokrine Stoffe in die Nahrungsmittel austreten können. Man nimmt an, dass auch kleinste Mengen davon auf das Hormonsystem eine Wirkung haben, insbesondere bei Babys, kleinen Kindern und Schwangeren, was Krebs, verfrühte Pubertät und Zeugungsunfähigkeit u.v.m. zur Folge haben kann. Insbesondere dann, wenn der Deckel beschädigt wurde. Wenn wir unsere Deckel so ansehen, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben, weil sie immer wiederverwendet wurden, sollten wir einige davon sicher nicht mehr verwenden.

Ein weiterer Grund, weshalb wir auf die Deckel verzichten wollen ist, dass die Plastikbeschichtung im Verbund mit Metall nur sehr energieaufwendig recycelt werden kann (auch wenn sie, wie wenige moderne Beschichtungen nicht mehr aus PVC bestehen).

Update 2023: Es hat sich in der Zwischenzeit da auch etwas geändert. Wir frieren einige Sachen nun ein, auch um Einwegdosen oder -gläser zu vermeiden. Wir sind aktuell auch Mitglied in einer Solawi und da macht das Sinn, selber haltbar zu machen. Teilweise frieren wir auch ein. So auch unsere Himbeeren aus unserem Mini-Garten.

Dadurch sparen wir nicht nur Verpackung, sondern auch Geld. Tatsächlich machen wir nun mehr ein. Das liegt einerseits daran, dass wir mehr Zeit haben. Unser Jüngster ist nun ja auch schon ein Schulkind. Andererseits haben wir auch mehr Lust dazu.

Was ich damit sagen will, man kann mehr einmachen, aber man muss es nicht. Das haben wir anfangs auch nicht gemacht. Es muss zu den Lebensumständen passen.

Aber grundsätzlich ist es gut zu wissen, dass Mehrweg in der Regel ökologischer ist als Einweg.


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