Über uns
Wir halten Müll - Diät!
RÜCKBLICK
September 2014: So fing alles an: Von der Mülltonne zum Gurkenglas
Damit Sie wissen, wie wir aussehen, hat unsere Tochter uns einmal portraitiert:

Das sind wir im Jahr 2014, als wir unser Projekt starteten: unser Sohn (2 Jahre alt), die beiden Großen in der Mitte mit Lippenstift sind mein Mann (Lippenstift??! - O-ton der Malerin: Der muss doch schick fürs Bild sein) und ich. Im lila Lieblingskleid daneben unsere vierjährige Tochter und Künstlerin

(Mittlerweile sind wir allerdings zu fünft! Wir brauchen also ein neues Portrait:) )
Wir leben in Bruckmühl, einer kleinen Marktgemeinde, in einem kleinem Haus mit kleinem Garten.
Von Zero Waste versprachen wir uns neben Zeitgewinn und mehr Lebensqualität, vorallem einen verbesserten CO2-Fußabdruck und nebenbei eine stabilere Gesundheit samt Geldersparnis.
Sie hätten genau das Gegenteil von Zero Waste erwartet? Wir ursprünglich auch.
Anfangs haben wir Zero Waste als utopisch abgetan. Nach längerem Nachdenken und als wir im Frühjahr 2014 das Buch "Zero Waste home" von Bea Johnson (damals noch die englische nicht für den deutschsprachigen Raum überarbeitete Version) gelesen haben, schien es nun doch nicht so ganz so abwegig zu sein, auch wenn es damals noch keinen einzigen Unverpackt-Laden in Deutschland gab!
Das Credo des Buches war: man bleibt nur bei Zero Waste, wenn es machbar ist. Klingt vernünftig. Viele Einschränkungen oder Entbehrungen lassen einen aufgeben, insbesondere dann, wenn es zu zeitintensiv ist. Aber genau das Gegenteil sollte der Fall sein.
Es kann in vielen Bereichen klappen, da waren wir uns sicher. Aber schaffen wir es in einem Jahr nur ein Gurkenglas voll Müll zu produzieren oder sogar gar keinen Müll?
"Das wird bei uns anfangs kaum klappen", dachten wir: Unser kleiner Sohn trug Windeln - Wegwerfwindel mit einem großen Teil an nachwachsenden Rohstoffen, die aber Müll produzieren.
Wir leben auf dem Land und eben nicht in München mit umfangreichem U- und S-Bahnnetz - in einer Stadt, in der es nahezu alles gibt. Ist es auch hier möglich "Zero Waste" - kompatibel einzukaufen und keinen Abfall zu produzieren? (Als wir begannen gab es keinen Unverpackt-Laden und oder eine Abfüllbar im Supermarkt - das hat sich ja gottseidank ein wenig geändert)
Möglich schien damals es in vielen Bereichen schon - aber zu welchem Preis? Brauchen wir unser Auto nun mehr als sonst, damit wir die gewünschten Produkte bekommen? Eigentlich verzichten wir weitestgehendst auf unser Vierrad. Müssen wir große Umwege fahren, um Verpackung zu sparen und verlieren dabei Zeit und Geld, das wir ins Auto stecken müssen? Reißt uns verpackungsfrei Einkaufen letztendlich nicht ein Loch ins Portemonaie?
Basis für Zero Waste ist ein nahezu minimalistischer Lebensstil. Werden wir uns darin wohl fühlen? Und die Kinder? Die kommen dauernd mit neuen Sachen nach Hause, allein schon, wenn sie auf einer Geburtstagsparty waren. Wie werden sie auf Refusing, also Ablehnen, eine Grundregel des Zero wastes, reagieren? Machen die Kinder mit, wird es nervenaufreibend und wird einer von uns darunter leiden?
In diesen Bereichen waren wir sehr skeptisch! Allerdings freuten wir uns sehr auf das Projekt. Vom Gefühl her konnte es machbar sein, aber kompliziert. Seien wir ehrlich: Anfangs wird die Recherche doch sehr aufwendig und zeitintensiv sein, oder? Aber wenn es sich nach einiger Zeit ohne große Probleme einspielen würde, könnten wir nachhaltiger zu leben - der Umwelt und unseren Kindern, den nächsten Generationen zu Liebe.
Es gab kein wirklich ausschlaggebendes Ereignis für unseren Entschluss ein Jahr abfallfrei zu leben. Es war vielmehr ein Prozess.
Wir kauften schon immer viel Bio und regional, kochten selbst. Wenn es ging, ließen wir das Auto stehen. Teilweise baute ich unsere Gemüse an. Allerdings nur das, was problemlos wuchs und uns schmeckte. Und das nicht nur wegen der Umwelt, sondern auch weil mir Gärtnern Spaß macht.
Es zieht uns nicht allzu sehr in die Ferne und so ist unsere letzte Reise ins Ausland 10 Jahre her. Urlaub machten wir trotzdem: wir lieben die Alpen direkt vor der Haustüre. Flugreisen kommen deshalb auch nicht in die Tüte.
Wir haben eine Solaranlage und heizen den größten Teil mit Holz, beziehen schon seit 15 Jahren Ökostrom, nutzen ausschließlich Regenwasser aus unserer Zisterne zum Gießen und haben unsere Fenster auf den neuesten Stand gebracht. Aber richtige Ökos, die vor jeder ihrer Taten an Umwelt und Nachhaltigkeit dachten - die waren wir nicht.
Minimalismus ist eine Basis von Zero Waste, aber Minimalisten waren wir ebenfalls nicht. Grund: Kargheit kann nicht nur befreiend, sondern auch bedrückend wirken.
Verzicht und Einschränkung passt in manchen Bereichen unseres Lebens, aber wir sind zugegebenermaßen auch Genießer: ab und an ein heißes Bad (kein Vollbad, aber immerhin) nach einer Wanderung im Schnee ist für uns pure Entspannung.
Das Auto komplett abschaffen ist schwierig. Wir besuchen gerne die Großeltern und Freunde in der Pampa und machen Ausflüge in unserer Region, die sehr oft nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Die Strecken zur Arbeit funktionieren aber mit dem Zug.
Wie zeitaufwendig wird es? Wegen der beiden kleinen Kinder kamen wir kaum zum Fernsehen und dann auch erst, wenn der Film schon im vollen Gange war. Stattdessen durften wir den Flatscreen von Fingerabdrücken befreien und bei jedem Vorbeigehen fragten die Kinder, ob sie DVD schauen dürfen. Wir haben den Fernseher samt Wohnwand, die eigentlich eh nur der Beherbergung des Flimmerkastens diente, nun in den Keller verbannt, ärgern uns weniger über Fingerabdrücke und angefangene Sendungen, denn im Keller haben wir keinen Empfang. Hier können wir DVDs anschauen oder den PC anstecken und aus dem Internet Filme ansehen. Das Ende vom Lied: das Fernseh- Programm wählen wir nun genauer und vorallem seltener aus. Wir lesen und informieren uns mehr und gezielter über Themen und so kamen wir auch überhaupt auf Zero Waste. Zero Waste war 2014 noch ein Begriff, den hier in Deutschland kaum einer kannte.
Wir erhofften uns durch Zero Waste, die Mülltonne abzuschaffen oder leerstehen zu lassen und dass wir nicht mehr so oft zum Wertstoffhof fahren müssen. Einmal die Woche bepackten wir noch 2014 den Kofferraum mit den Kisten voll Recylingstoffen, verloren damit 40 Minuten mit Hin- und Rückfahrt und dem Sortieren der Rohstoffe in die Container. Besonders der Plastikmüll schlug zeitlich ins Gewicht. 7 Recylingscodes und damit 7 Container nur für Plastik! Seit Neuestem wurden die reduziert. Ist nun aber egal! Wir wollten aber schon seit längerem auf Plastik wegen gesundheitsschädigender Additive und weil es nicht recycelt, sondern meist nur downgecycelt und verbrannt wird, soweit wie möglich verzichten. Und das klappte auch!
Schon nach einem mal gezielter einkaufen müssen wir nun erst alle zwei Wochen zum Wertstoffhof. Und haben wir eigentlich erwähnt, dass der Wertstoffhof mehr als nur arbeitnehmerunfreundliche Zeiten zu diesem Zeitpunkt hatte?
Wir waren gespannt (und sind es noch), was sich alles verändern wird und wie wir uns selbst möglicherweise auch. Denn Zero Waste ist auch Ballast abwerfen im täglichen Leben und öffnet damit ein Tor zu neuen Wegen!
Wenn Sie Lust haben, lesen Sie doch in unserem Blog mit! Oder versuchen es sogar auch und tauschen sich mit uns aus! Wir würden uns freuen
Nach einem Jahr hat sich einiges verändert! Wir haben Bilanz gezogen: Lest mal rein!
Bilanz nach 3 Monaten
Bilanz nach 6 Monaten
Bilanz nach 9 Monaten
Bilanz nach 12 Monaten
Januar 2016:
Und es geht weiter. Nach einem Jahr haben wir um ein weiteres verlängert, da es unerwartet gut klappte. Nach zwei Jahren ist Zero Waste zu einer Art Lebensstil für uns geworden. Meistens machbar, nachhaltig, wir sind mit dieser Entwicklung glücklich. Aber nun kommt die nächste Hürde:
Wir sind nun zu fünft! Baby Vincent ist bei uns eingezogen. Das bedeutet Ausnahmezustand, Windeln waschen, auf Feuchttücher verzichten etc, weniger Zeit. Und immernoch ist kein Unverpackt-Laden in der Nähe!! (seit 2017 haben wir einen in der nächsten Großstadt)
Maxi geht mittlerweile in den Kindergarten, Leni in die Schule.
Werden wir es wieder schaffen nur ein Einmachglas und einen Baustaubsaugerbeutel wie 2015 als Jahresrestmüll zu haben?
Ab 2017 bis jetzt
Zero Waste ist ein Lebensstil geworden & wir bleiben dabei! Es ist zum großen Teil machbar. Wieviel genau, hängt von den Lebensumständen des einzelnen ab und wieviel Einsatz man zeigen will!
Aber, egal wieviel Müll man noch hat, es zählt jeder Schritt in die richtige Richtung! Denn in der Summe sind viele Schritte eine ganze Menge.
Wir können Euch sagen: es lohnt sich!
Wir sind zufriedener und haben tatsächlich Geld gespart. Nach anfänglicher Recherche ist es nun zumindest bei den alltäglichen Dingen leicht auf Müll zu verzichten. Es gibt weiterhin Problemfälle, aber da muss sich auch etwas bei den Produzenten und der Politik verändern. Das muss Hand in Hand mit den Verbrauchern gehen.
Denkt daran: Ihr wählt nicht nur bei Land- oder Bundestagswahlen, sondern bei jedem einzelnen Eurer Einkäufe!
Was soll ein einzelner schon ausrichten?
..fragten 80 Millionen Deutsche, Millionen von Österreichern, Schweizern.....
Also fangt an - egal wo - denn jeder Schritt zählt!
Sei Teil der Zero Waste Familie!
Für Euch, für Eure Familie, für Eure Zukunft, für nachfolgende Generationen, für die Umwelt & Natur, für Eure Gesundheit, für Frieden....
Es lohnt sich!
Eure Stefanie