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Schenk-& Tauschparty - so funktionert es


2016 Da behauptet noch mal einer, dass Zero Waste teuer ist...

Diese Schuhe haben wir kostenlos bei der Schenk- und Tauschparty bekommen, die wir nun zum zweiten Mal veranstaltet haben.

Zuerst einmal eine gute Nachricht: Die Schenk- & Tauschparty wird eine feste Institution in Bruckmühl!

Zwei Reaktionen:

1.) "Echt? In so einer kleinen Gemeinde bekommt man genug Leute dafür zusammen."

Ja, allerdings

2.) "Klar, in einer kleinen Gemeinde kennen sich ja alle. Da kann man leichter tauschen."

- Jetzt übertreibt mal nicht, so klein ist Bruckmühl auch nicht. Immerhin ist das hier der Speckgürtel von München. Also wirklich! Tssss

Im Ernst. Wo sie stattfindet ist eigentlich egal, Hauptsache der Ort ist gut zu erreichen und bekannt. In unserem Fall ist der Bahnhof nicht mal eine Minute entfernt und das Pfarrheim St. Korbinian in Heufeld/Bruckmühl kennen die Menschen in der Umgebung.

Dort hat es stattgefunden, gleichzeitig mit dem Reparatur Café. Schenken, Tauschen & Reparieren an einem einzigen Termin! Das ist quasi als würde man einen großen Supermarkt ansteuern bei dem man alles bekommt, statt mehrere kleine Geschäfte. Bequem...

Diese Kooperation bot sich also an, denn beides ist darauf ausgelegt Ressourcen zu schonen.

Kaputte Sachen braucht keiner – also reparieren.

Braucht man sie trotzdem nicht mehr – tauschen oder verschenken.

Das Ganze war kostenlos, keine Standgebühr, keine Anmeldung.

Das steht im Gegensatz zum Flohmarkt. Dort muss man Standgebühren bezahlen und diese möglichst mit dem Verkauf der Sachen wieder rein bekommen. Bestenfalls hat man sogar Gewinn gemacht, um sich etwas Neues zu kaufen.

Bei der Schenk-& Tauschparty hat man kein Verlustrisiko. Es lohnt sich also auch, wenn man nur ein paar wenige Dinge loswerden will oder Sachen, die nicht viel Geld bringen wie z.B. Bücher oder Zeitschriften. (Zeitschriften sind sogar, wenn ich das richtig mitbekommen habe, alle vertauscht worden. Das war beim letzten Mal auch schon auffällig.)

Wir haben einige Tische und Stühle bereit gestellt, aber auch dazu aufgerufen entweder selbst welche mitzubringen oder auch sehr gerne ganz unkompliziert: die Sachen im Karton lassen. Letzteres wurde sehr gut angenommen. So standen da z.B. Kartons mit Geschirr, Klamotten, Kabeln, Elektronik oder Kinderbüchern rum. Jeder konnte da rein schauen, sich etwas aussuchen, sich beschenken lassen oder tauschen. So entstand ein richtig schönes Miteinander, wirklich nette Gespräche und Kontakte und das in allen Altergruppen! Sylvia Reithmeier, die das mit mir betreut hat, hat es hinterher so schön auf den Punkt gebracht: Wir sind richtig beschwingt nach hause gegangen.

Ehrlich gesagt, hatte ich es mir etwas stressiger vorgestellt. Man muss ja auch darauf achten, dass die Leute ihre Sachen, die nicht vertauscht oder verschenkt wurden, auch wieder mit nach hause nehmen. Das ist die Grundvoraussetzung, dass die Schenk-& Tauschparty klappt. Denn das ist ja kein zweiter Wertstoffhof.

Wir haben dazu ein Plakat erstellt und es jedem, der hereinkam bei der Begrüßung kurz erklärt. Das ist auch wichtig, denn viele lesen es nicht. Außerdem hatte es den Vorteil, dass man sofort ins Gespräch kam.

Es hat funktioniert! Obwohl wir das echt angezweifelt hatten. Jeder hat seine nicht verschenkten- oder vertauschten Sachen wieder mitgenommen.

Natürlich möchte man die ungenutzten Dinge loswerden, sprich Ballast abwerfen, aber wenn wir sie hinterher wegwerfen müssten, wäre das auch nicht Sinn der Sache. Die Dinge sollten wiederverwendet werden. Wiederverwenden (reuse) ist eine der sechs Säulen von Zero Waste (refuse, reduce, reuse, repair, recycle, rot) und genau deshalb setzen wir uns auch für solche Aktionen ein. Genaugenommen ist es gleichzeitig sogar refusing, ergo ablehnen. Denn nutze ich die schon vorhandenen Dinge weiter, lehne ich einen Neukauf ab, lehne ich damit verbundene Verpackungen ab, lehne ich es ab, dass unnötig Ressourcen oder Energie verschwendet werden, lehne ich es ab, dass für die Neuproduktion weitere Umweltbelastungen durch Pestizide, Überdüngung, giftige Chemikalien entstehen....etc. Eine Schenk-& Tauschparty ist eigentlich eine unkomplizierte Aktion. So sollte es auch sein, damit man sie auch gerne wieder macht.

Im Endeffekt gibt es bei der Schenk- & Tauschparty nur diese eine Regel:

Nimm bitte nicht getauschte oder verschenkte Dinge wieder mit nach hause! Die meisten Dinge verstehen sich von alleine, wie: Jeder bestimmt selbst, was er verschenken und was er gegen etwas eintauschen möchte und mit wem man das tut. Die Dinge, die nur gegen etwas getauscht werden sollen, auf die sollten die Besitzer bitte auch aufpassen, denn Haftung kann nicht übernommen werden. Dass keine Haftung übernommen wird haben wir vorsorglich auch auf das Plakat geschrieben.

Die meisten haben aber gar nicht 1:1 gegen etwas getauscht, sondern einfach verschenkt.

Wobei nebenbei bemerkt: fast alle haben das eine oder andere gebrauchen können und gingen dann mit ein paar neuen Teilen wieder nach Hause. Das ist ja auch irgendwie eintauschen.

Das war bei uns auch nicht anders. Wir haben an sich ausschließlich verschenkt und haben schlussendlich Babyerstausstattung, Spiele usw. gegen Kinderschuhe, eine Windjacke für meinen Mann, einen Pullover für mich und ein paar Kinderbücher etc. eingetauscht. Die Hälfte unserer Sachen sind wir losgeworden und werden nun weiterbenutzt.

Eine Frage, die sehr häufig von den Teilnehmern gestellt worden ist, war: Muss man die ganzen drei Stunden da bleiben, wenn man etwas verschenken will?

Nein, das musste man nicht. Hatte man nur kurz Zeit, war das kein Problem.

Wollte man zwischenzeitlich in den anderen Raum gehen und etwas reparieren lassen – kein Problem. Wollte man sich einen Kaffee oder Kuchen holen oder dort gemütlich zu sich nehmen (es heißt ja Reparatur Café- da gibt es das natürlich auch) – kein Problem.

Entweder hat man seinen Karton geschnappt und mitgenommen oder jemanden, der da blieb bzw. Sylvia oder mir als Betreuer, Bescheid gesagt, was zu verschenken ist und bei was man zum Tauschen warten sollte. Nachdem eigentlich alles zum Verschenken war, war es sehr unkompliziert und wir konnten uns das merken. Was auch möglich war und diese Idee ist spontan von zwei Teilnehmern umgesetzt worden: Waren die Sachen zu groß zum Mitnehmen z.B. wurden eine Couch und zwei Tische verschenkt, wurden Fotos gemacht und mitgenommen. Entweder zeigte man sie am Handy oder machte einen Ausdruck mit Kontaktdaten. Die haben wir aufgehängt.

Dass es so unkompliziert lief und hoffentlich auch bleiben kann, liegt daran, dass hier alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben. Jeder hat die übrig gebliebenen Sachen wieder mit nach hause genommen. Die, die beim Reparieren oder Kaffeetrinken waren, haben ihre Sachen nicht vergessen oder sind stiften gegangen:-). Nur so kann es funktionieren! Da kommt es auf jeden Einzelnen an! Es hat Spaß und Freude gemacht!

Nachdem die Party so gut angenommen worden ist und manche automatisch sogar davon ausgingen, dass es noch weitere geben wird, wird sie nun tatsächlich zu einer festen Institution.


Update 2022: Es kamen mehrere Nachbargemeinden und haben sich diesen Verschenkmarkt angesehen. Mittlerweile finden sie auch dort regelmäßig statt. In der Nachbargemeinde sogar mehrfach im Jahr in der großen Aula eines Gymnasiums. Teilweise werden die Dinge dann hinterher gespendet, falls überhaupt etwas übrig bleibt. Würden ihr so eine Veranstaltung nutzen oder machen Sie das sogar? Wie läuft das bei Ihnen ab?

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