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Gemeinsam Apfelessig machen

- aus Apfelresten wie Kerngehäusen und -schalen -

02. August 2015 Die ersten Frühäpfel bzw. Klaräpfel fallen nun von den Bäumen und wollen verwertet werden. Oft werden dazu das Kerngehäuse oder die Schalen sofort kompostiert. Dabei kann man vorher noch leckeren Essig daraus machen. Uns haben mittlerweile einige erzählt, dass sie sich nicht trauen Apfelessig selbst zu machen, weil sie unsicher sind, ob sie es richtig machen. Deshalb laden wir Euch ganz herzlich ein mit uns gemeinsam Essig zu machen! Ihr müsst dazu nicht vor Ort sein. Wir zeigen Schritt für Schritt und Tag für Tag, was man genau macht und wie es aussehen soll. Wenn Ihr Fragen habt, schreibt gerne einen Kommentar oder über Kontakt. Traut Euch, es gibt keine dummen Fragen!

Eigentlich ist es ganz einfach und sehr wenig zu tun. Den Essig kann man nicht nur für Dressings verwenden, sondern auch zum Putzen oder als saure Rinse beim Haarewaschen.

Ihr braucht im Endeffekt jetzt nur noch Abfälle von Äpfeln. Überlegt euch als erstes, was ihr aus den Äpfeln machen wollt. Kompott, Apfelmus, Apfelkuchen etc... und deckt euch mit der passenden Menge unbehandelter!! Äpfel ein! TAG 1:

Das braucht man:

Glasschale mit grünen Falläpfel in der Wiese

Die Reste von Äpfeln, wie Schalen und Kerngehäuse (unbehandelt)

Wasser

eine Schüssel

Heute setzen wir den Apfelessig an. Wir nutzen die Schalen und Kerngehäuse, auch die Stengl kamen rein. Es dürfen auch ein paar braune Stellen dabei sein, solange sie nicht verschimmelt oder richtig vergammelt sind. Die Schalen kommen in ein Gefäß, das man gut abdecken kann. Ihr braucht keinen Deckel, der luftdicht verschließt, aber es sollte ein Tuch darüber zu spannen oder ein Gitter vorhanden sein, damit darin keine Fruchtfliegen drin landen. Ein Bienenwachstuch eignet sich auch.

Die Fruchtfliegen fühlen sich magisch vom Essigansatz angezogen, aber einige der Tierchen vergessen, dass sie Nichtschwimmer sind. Sie würden dann in Eurem Essigansatz schimmeln, wenn ihr sie nicht entdeckt. Wir haben ein großes Weckglas verwendet.

Einmachglas mit Apfelschalen

Das Glas füllen wir nicht bis zum Rand mit den Apfelresten, denn es kommt noch Wasser darauf. Man füllt so viel ein, dass die Schalen ca. 2cm mit Wasser bedeckt sind. Die Schalen werden irgendwann wieder an der Oberfläche schwimmen. Lassen Sie sich davon nicht irritieren! Es geht nur darum, dass ausreichend Wasser im Glas ist, auch wenn die Schalen und Kerngehäuse etwas aufquellen. Sie sollen in ein paar Tagen nicht trocken liegen, denn ansonsten kommt es zu Schimmel.

Einmachglas mit Apfelschalen und Wasser

Als letzter Schritt für heute kommt noch eine Abdeckung hinzu, damit die Fruchtfliegen nicht in unserem angesetzten Essig ein Bad nehmen. Ein Handtuch, ein altes Stück Stoff oder ein feinmaschiges Gitter eignen sich sehr gut. In unserem Fall wurde ein altes Stück Leintuch mit einem Band am Glas befestigt. Es sollte gut gespannt sein, denn sonst kommt es leicht mit Wasser in Berührung, das Tuch saugt sich voll und die Apfelreste liegen trocknen. Das sollte nicht sein. Noch ein Tipp: Wichtig beim Abdecken ist, dass Luft an unseren Essigansatz kommt. Bitte verwendet also keinen Deckel oder eine Folie!

Einmachglas mit Apfelschalen und Wasser gefüllt ist. Es ist abgedeckt mit einem Stück Stoff und mit einer weißen Schnur am Glas als Abdeckung festgebunden. Darum herum liegen drei grüne Äpfel

Nun stellt ihr den Essig am besten an eine Stelle, an der ihr einmal am Tag vorbeikommt. Wir legen meist gleich einen Löffel zum Umrühren bereit, denn kommt man mal wieder zufällig am Essig vorbei, ist das Umrühren gleich erledigt. Umrühren muss man in der nächsten Woche einmal täglich, damit sich kein Schimmel bildet - zur Vorbeugung. Mehr ist es nicht. Das Aussehen und der Geruch unseres Essigansatzes wird sich in den nächsten Tagen ein wenig verändern. Dazu die nächste Woche jeden Tag mit einem kleinen Update mehr. TAG 2:

Weckglas mit Essigansatz mit Blasen

Heute müssen wir nur umrühren! Dabei kann es sein, dass nach dem Umrühren ein klein wenig Schaum zu sehen ist, so als ob etwas Seife darin wäre. Das ist normal und gut so! Zum Schluss bitte nicht vergessen, den Fruchtfliegenschutz wieder überzustülpen!


TAG 3:

Heute ist wieder nicht viel zu tun außer einmal umrühren. Es wird sich beim Umrühren spätestens etwas Schaum bilden, wenn er nicht schon im Ruhezustand zu sehen ist. Auch wird auffallen, dass das ganze Wasser nun etwas trüber ist. Meist ist der Essigansatz immer noch geruchslos.

Nach dem Umrühren wieder den Fruchtfliegenschutz aufsetzen!

Essigansatz mit weißen Bläschen

TAG 4:

Umrühren und wieder den Fliegenschutz überstülpen ist auch heute wieder das einzige, was man beachten sollte. Beim Umrühren ist zu erkennen, dass sich vermehrt Schaum bildet. Bei manchen Essigansätzen dürften auch schon die ersten Blasen zu sehen sein, die von unten nach oben aufsteigen. Auch wird das Wasser trüber und nimmt einen gelblichen Stich an. Es riecht auch schon leicht nach Essig. So soll es sein.

Weckglas mit Essigansatz, der gelb-grün eingetrübt ist

TAG 5

Zum vorletzten Mal müssen wir heute unseren Essigansatz umrühren. Deutlich zu sehen ist, dass das Wasser nun sehr trüb ist, auch die Schaumbildung sollte gut zu sehen sein, wenn man umrührt. Der Essiggeruch ist nun deutlich wahrnehmbar.

Essigansatz mit Bläschen

TAG 6

Umrühren und den Fliegenschutz wieder darauf setzen. Vom Aussehen hat sich heute nichts verändert. Nur der Essiggeruch dürfte nun auch unempfindlichen Nasen zugänglich sein. TAG 7 Unser Essigansatz ist mittlerweile eine schöne "gelbe Suppe" geworden. Die Apfelstücke sind ziemlich aufgequollen und war er besonders mürbe, kann es sein, dass er auseinandergefallen ist. Das sieht dann aus wie weiße Flocken, die sich vom Aussehen aber deutlich vom Schimmel abzeichnen sollten.

Essigansatz

Heute müssen wir einmal nicht umrühren, sondern abschöpfen. Je nachdem, was ihr für ein Gefäß nutzt, könnte ein Trichter nützlich sein. Außerdem brauchen Sie etwas zum Abseihen: Entweder ein Sieb oder ein altes Mulltuch oder ein Handtuch.

leeres Weckglas, Trichter aus Edelstahl und ein Edelstahlsieb mit Griff

Das Sieb sollte wirklich sehr engmaschig sein, damit keine Teilchen mehr im abgeseihten Essig zu sehen sein sollten. Ansonsten lieber ein Tuch mit hineinlegen. Das Sieb, was ihr auf dem Bild sieht ist nicht geeignet. Darin solltet ihr lieber ein Tuch hineinlegen.

Abgeseihter grün-gelber Essigansatz ohne Schwebstoffe

Die Apfelreste können nun kompostiert werden. Essigbakterien sind förderlich für den Boden, also keine Sorge: Ihr tut damit sogar etwas Gutes! Der Essig möchte jetzt in Ruhe gelassen werden. 6 Wochen sollten es schon sein, dann hat man einen milden Essig. Man kann ihn aber auch zwischen 8 und 9 Wochen ruhen lassen. Dann ist er etwas stärker. Der Essig sollte immer noch nicht luftdicht verschlossen werden. Eine kleine luftdurchlässige Abdeckung gegen die Fruchtfliegen ist aber trotzdem anzuraten. Nach sechs bis acht Wochen:

Essig in einer Flasche. Unten hat sich die Essigmutter abgesetzt.

Der Essig riecht nun schon gut nach Essig. Man kann ihn jetzt schon kosten. Aber vermutlich werden bei den meisten kleine Schwebteilchen im Essig zu finden sein. Das ist die Essigmutter. Diese seiht man durch ein Tuch ab. Wir verwenden gerne ein auskochbares Mulltuch, das wir noch aus Babyzeiten von den Kindern haben. Das legen wir direkt in den Trichter, wenn wir den Essig gleich in die Flasche abfüllen. Haben wir allerdings viel Essig hergestellt, legen wir das Mulltuch in ein Sieb und seihen erst einmal in eine große Schüssel ab bevor wir es in verschiedene Flaschen umfüllen. Die Essigmutter hat je nach Apfelart einen etwas unterschiedlichen Farbton. Wir hatten schon gelbliche, leicht orange oder auch eher weiße, leicht durchsichtige Essigmutter. Gemeinsam hatte sie aber immer, dass sie die Konsistenz von Gelatine hat, also eher glibberig ist. Je jünger die Essigmutter ist, desto kleinere Flocken sind es. Sie kann aber zu einer geleeartigen Masse wachsen, wenn man sie weiter benutzt.

Weiternutzen könnt ihr sie, indem ihr sie in Apfelsaft oder Wein gebt. Das Ganze lässt man dann 8 Wochen offen stehen, höchstens luftdurchlässig gegen Fruchtfliegen abgedeckt. Dann habt ihr wieder Essig. Zurück zum abgeseihten Essig: Füllt ihn nun in saubere Gefäße, Flaschen oder Gläser! Diese sollten verschließbar sein, damit der Essig nicht verdirbt. Der Essig möchte kühl und dunkel gelagert werden z.B. braune Gläser, im Keller, im Küchenschrank oder einfach mit einem einzelnen Strumpf drüber, dessen Partner die Waschmaschine verschluckt hatte. Kühl deshalb, da die Essigbakterien es gerne warm haben und sonst fröhlich weiter Essigmutter produzieren würden. Dunkel, da der Apfelessig lichtempfindliche Vitamine enthält.

Richtig gelagerter Essig ist mehrere Jahre haltbar. Er ist verdorben, wenn er an der Oberfläche eine weißliche Schicht bildet und muffig riecht. Die Essigmutter ist dagegen glibberig und ist wie kleine Fäden im Essig zu finden. Ist der Essig verdorben dann schmeckt er auch muffig und/oder prickelt sogar auf der Zunge. Er sollte dann nicht mehr verwendet werden! Essigmutter dagegen ist höchstens störend und ein Zeichen dafür, dass es sich um ein gutes Naturprodukt handelt. Sie kann einfach wieder abgeseiht werden. Essig verfeinern für Feinschmecker!

Flasche mit Essig und einem Stengl Rosmarin darin

Jetzt könnt kreativ werden: mit der Essigmutter kann man Angeberessig herstellen. Der rote auf dem Bild ist nicht etwa Rotweinessig - was ja mit Essigmutter in Rotwein hergestellt werden würde. Nein, das ist Apfelholunderessig. Dazu kam die Essigmutter in eine Mischung aus Apfel- und Holundersaft geben. Oder Ihr verfeinert Euren Essig mit Kräutern wie Estragon, Rosmarin etc. Aber auch Knoblauch und Chili wären eine Variante! Guten Appetit!


P.S. Und natürlich könnt ihr gut abgeseihten Apfelessig auch wunderbar zum Putzen hernehmen. Probiert es aus!

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